Oft wird die Frage gestellt: „Nimmt die Gewalt in Deutschland zu?“
Die Frage kann man eigentlich mit einem einfachen „Ja!“ beantworten.
Doch schauen wir etwas genauer hin.
Die Zahl der polizeilich erfassten Gewalttaten hat sich in Deutschland von 1990 (Wiedervereinigung) bis 2023 nahezu verdoppelt hat.
- 1990: 109.997 Delikte (ca. 79 Millionen Einwohner)
- 2023: 214099 Delikte (ca. 82,5 Millionen Einwohner)
Da es genügend seriöse Quellen gibt, die abseits von populistischen und allzu oft von Parteiinteressen gefärbten Quellen aus Politik und Kultur mit den offiziellen Fakten arbeiten, empfehlen wir den Link zu statista.de. Dort kann sich jeder selbst ein Bild machen und wird wahrscheinlich entsetzt sein, wenn er sich die Zahlen auf der Zunge zergehen lässt.
Zitat:
Im Jahr 2023 stiegen die Gewalttaten in Deutschland erneut um 8,6 Prozent auf insgesamt 214.099 registrierte Fälle an. Bereits im Jahr 2022 hatten sie um 19,8 Prozent zugenommen. Damit sind die Gewalttaten mitverantwortlich für den Anstieg der Gesamtstraftaten in den letzten beiden Jahren auf zuletzt 5,9 Millionen.
Derzeit (Stand Anfang 2024) kann man wohl ohne Übertreibung schon von einer Gewaltexplosion sprechen. Gewalt wird in Deutschland zu einem immer größeren Problem, dass auch selbst um Grundschulen keinen großen Bogen mehr macht. Sicher sind diese Altersgruppen nicht das Hauptproblem und Grundschulen keine kriminellen Hot Spots, doch gerade die jüngsten Mitglieder unserer Gesellschaft sind besonders sensibel. Da bedarf es also nicht viel, um tiefere Spuren zu hinterlassen. So berichten uns Eltern und Lehrkräfte immer häufiger von erheblichen körperlichen Auseinandersetzungen unter Kindern und selbst mit Messern wurde vereinzelt schon gedroht.
Vergleicht man die gesamtdeutschen Zahlen aller Altersgruppen stellt man fest, dass sich die Anzahl der polizeilich erfassten Gewalttaten in Deutschland von 1990 bis 2023 fast verdoppelt hat.
Die offiziellen Zahlen des Bundeskriminalamts (BKA) finden sie hier:
Ursachen der Gewalt in Deutschland?
Darüber zerbrechen sich nun viele Soziologen und Fachleute anderer Wissenschaftsbereiche den Kopf.
Fragt man Frank Henning als jemanden, der vermutlich mehr Schulen und Kitas von innen kennt, als die meisten anderen Menschen, so hat er, was Kinder und Jugendliche anbelangt, eine eindeutige Meinung.
„Es gibt keine einfache Ursache. Es ist eine Vielzahl an Umständen, die zu dieser gefährlichen Entwicklung führt.
Soziale Ungleichheit und mangelnde Perspektiven: Soziale und wirtschaftliche Ungleichheit zählt zu den Hauptfaktoren, die Gewalt fördern. Armut, Arbeitslosigkeit und fehlende Bildung erhöhen das Risiko für Aggression und Kriminalität. Die Einkommensschere geht in Deutschland immer weiter auseinander. Die dadurch bedingten Probleme nehmen also zu.
Mangelnde Integration und kulturelle Spannungen: Integrationsschwierigkeiten und soziale Isolation von Migranten und Flüchtlingen können Spannungen und Konflikte vor allem in Ballungszentren verstärken. Wenn Migration schon vor 2015 nicht wirklich gut funktioniert hat, stellt sich die Frage, wie Frau Merkel zu dem Schluss kommen konnte: „Wir schaffen das!„
Heute muss man sagen: „Wir haben es nicht geschafft!“ Der politische Wille war leider ein anderer. Jetzt müssen die kommenden Generationen irgendwie mit den Problemen zurechtkommen.
Clan- und Bandenkriminalität: Organisierte kriminelle Strukturen, insbesondere in Großstädten, sind stark an Gewalttaten beteiligt und üben großen Einfluss auf das öffentliche Sicherheitsgefühl aus. Diese Strukturen sind aber auch längst in der Fläche angekommen. Die Probleme nehmen zu.
Psychische Gesundheit und fehlende Betreuung: Die Zunahme psychischer Erkrankungen, oft ohne Zugang zu ausreichender Behandlung, kann zu impulsivem und gewalttätigem Verhalten führen. Auch bei Kindern und Jugendlichen steigen die Zahlen rasant an. Zitat: „Fast 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland erkranken innerhalb eines Jahres an einer psychischen Störung“.
Quelle: BundesPsychotherapeutenKammer (Stand 2020)
Polarisierung und Extremismus: Politische Spannungen und soziale Polarisierung schaffen ein Umfeld, das gewalttätige Auseinandersetzungen begünstigt. Die Pandemie hat uns gezeigt, wie schnell Fronten in der Bevölkerung entstehen. Plötzlich waren „Reichsbürger“, „Coronaleugner“ etc. in aller Munde. Ukraine-Krieg, Inflation etc. bieten viel Raum für extreme Ansichten.
Drogen- und Alkoholmissbrauch: Der Konsum von Drogen und Alkohol steht in engem Zusammenhang mit Gewaltdelikten, da er Hemmschwellen senkt.
Der Drogenmissbrauch nimmt in Deutschland stetig zu. Auch hier stellt man nahezu eine Verdoppelung der Zahlen fest.
drogenbedingte Todesfälle
- 2013: 1002 Menschen
- 2023: 2227 Menschen
Das bedeutet eine Zunahme in 10 Jahren von ca. 222 % ! Diese Zahl hat es so in Deutschland vorher nie gegeben.
Schwache Prävention und Strafverfolgung: Die Wahrnehmung milder Strafen und der Mangel an Präventionsprogrammen kann zu einer niedrigen Hemmschwelle für Gewalt führen. Wenn selbst Polizeibeamte den Kopf schütteln, wie man mit Straftätern umgeht, für deren Ergreifung manchmal Leib und Leben aufs Spiel gesetzt werden, dann wird deutlich, dass die Hemmschwelle für Gewaltbereite Menschen, ihre Gewaltbereitschaft auch auszuleben, sinkt. Der Hang zur Selbstjustiz steigt.
Einfluss der sozialen Medien: Verherrlichung von Gewalt in sozialen Medien kann aggressives Verhalten fördern und Nachahmungstäter anregen. Gewaltvideos, Lieder, die Gewalt verherrlichen oder gar dazu aufrufen, Spiele, in denen das Töten von Menschen und anderen Akteuren im Vordergrund steht, senken die Hemmschwelle, auch in der Realität Gewalt auszuüben.
Überlastung der Sicherheitsbehörden: Personal- und Ressourcenengpässe bei der Polizei erschweren schnelle Reaktionen und Präventionsarbeit, was Gewalt begünstigen kann.
Bildungsmangel: Obwohl Bildung eine wichtige Rolle spielt, ist sie im Vergleich zu anderen Faktoren weniger stark gewichtet, wirkt sich aber langfristig auf die Chancen und Perspektiven von Menschen aus und beeinflusst damit das Gewaltrisiko. Leider hat sich das Bildungsangebot in den letzten Jahren verschlechtert. Nicht nur marode Schulen und fehlende Kitas sind ein Problem. Der Fachkräftemangel führt zu immer mehr Ausfällen in der Betreuung. Lehrkräfte leiden an Burnout und die Spirale dreht sich immer schneller. Die schlechte Bezahlung der Erzieherinnen und Erzieher, Lehrerinnen und Lehrer etc. macht den Beruf immer unattraktiver. Der „Pillenknick“ wird zwar von der Politik gerne als Ursache genannt, ist aber nur die halbe Wahrheit. Wer die Leute schlecht bezahlt, darf sich nicht wundern, wenn er keine mehr findet.
So werden immer mehr Kinder aus verschiedenen Teilen der Welt, mit unterschiedlichen kulturellen und religiösen Vorstellungen, mit unterschiedlichen Werten und Normen verschiedener Kulturen, aus teilweise verfeindeten Ländern oder Bevölkerungsgruppen in einer Schule von immer weniger Pädagogen betreut. Diese Kinder sprechen und verstehen zum Teil kein Deutsch und haben Schreckliches erlebt. Viel Potential für Konflikte, die dann auch immer häufiger auf nonverbaler Ebene ausgetragen werden.
Fazit
Derzeit gibt es wenig Hoffnung auf eine Verbesserung der Situation. Schaut man sich das politische Agieren an, so steht die Befürchtung im Raum, dass wir erst am Anfang einer sehr schwierigen Entwicklung stehen.“
Frank Henning
(2024)